Wettbewerb als Innovationsmotor

In der neuen digitalen Welt muss sich eine Versicherung als Gesundheitsdienstleister verstehen.

Der US-Science Fiction-Autor William Gibson hat einmal gesagt: „The future is already there – it’s just not very evenly distributed.“ Ähnlich verhält es sich im Gesundheitswesen im Zeitalter der Digitalisierung, wo Daten der (über-) lebenswichtige Rohstoff und Treiber der Zukunftsmedizin sind. Gleichwohl zirkulieren medizinische Dokumente häufig noch physisch und papierbasiert zwischen Ärzten, Kliniken, Patienten und Versicherern. Daneben der verunsicherte Kunde, dessen Erwartungshaltung, geprägt durch die Serviceorierung und Geschäftsprozesse der Big Player des Silicon Valley, bereits eine andere ist. Im aktuellen World Competitive Ranking kommt Deutschland lediglich Platz 17 in der digitalen Wettbewerbsfähigkeit zu. Es ist erstaunlich, dass die Medizin so spät erkannt hat, wie wichtig das sektorenübergreifende, strukturierte Datensammeln in einheitlichen Formaten ist. Es ist höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel, der jenseits der risikofokussierten German Angst und einer hohen Regulatorik die Chancen der innovativen Zukunftsmedizin transparent macht und breit kommuniziert.

Natürlich ist auch der Gesetzgeber gefordert, Leitplanken vorzugeben, wie sämtliche Gesundheitsdaten zentral erfasst und genutzt werden können. Auf diese Datendrehscheiben hätten dann der Kunde und alle Akteure des Gesundheitswesens Zugriff, gegebenenfalls auch anonymisiert, wenn der Patient als Gatekeeper für den Zugang zu seiner Krankheitshistorie diese nur für die medizinische Forschung beziehungsweise die Verbesserung der Diagnostik zur Verfügung stellen möchte. Ich bin jedoch überzeugt, dass der Verbraucher das Thema Datenschutz schnell unter dem individuellen Nutzenaspekt betrachten wird, wie wir es in den letzten zehn Jahren bereits bei der Nutzung des Smartphones erlebt haben.

In diesem komplexen Handlungsfeld erweist sich der Systemwettbewerb zwischen gesetzlichen Kassen (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV) als Innovationsmotor. Durch die Privatpatienten fließen alljährlich mehr als 30 Milliarden Euro ins Gesundheitssystem. Erst diese Mischfinanzierung ermöglicht auch Kliniken an der stationär-ambulanten Schnittstelle jene betriebswirtschaftlich vertretbaren Innovationen, von denen auch GKV-Versicherte profitieren. Dazu zählen der hochintensiv fokussierte Ultraschall wie der Genexpressionstest bei Brustkrebs oder die Computertomografie des Herzens.

Diesen Türöffner-Effekt der PKV gilt es auch bei der Vorfinanzierung den medizinisch-technischen Entwicklungen rund um die Themen Robotik, Sensorik, Big Data und Künstliche Intelligenz zu nutzen. Die Stichworte lauten: mehr Transparenz sowie effektiveres Steuern und Lenken im System. Und so entsteht eine neue Form der individualisierten Medizin, die in einem digitalen Gesundheitsnetz eine beschleunigte, zielgenauere Analyse durch Genetik, bessere Diagnostik, patientenzentrierte Medikation und Therapie ermöglicht. Und die Smart Home-Versicherungslösungen für Menschen in unterschiedlichen Pflegestufen entwickelt, die ihnen das längstmögliche Verbleiben in den eigenen vier Wänden garantiert.

Für den Krankenversicherer HanseMerkur steht der Aspekt des Kundennutzens im Vordergrund. Der Anspruch, Wünsche an Therapie und Diagnostik frühzeitig zu erkennen, Lösungen beziehungsweise Präventionsvorteile zu bieten, Lebensqualität und Selbstständigkeit sowie ein Altern bei maximaler Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu unterstützen. Dazu einige Beispiele: In der Kranken- und Pflegeversicherung sehen wir uns als Versorgungs- und Gesundheitsdienstleister, der schon seit gut einem Jahrzehnt Disease- und Case-Management-Programme und ein Gesundheitsportal betreibt.

Wir waren das erste PKV-Unternehmen, das im Rahmen seiner eHealth- Gesundheitsangebote eine RechnungsApp mit digitaler Postbox sowie Rückruf- und Archivierungsfunktion anbietet. Mit einer „CARIOGO“-App stellen wir Herzpatienten eine telemedizinische kardiologische Begleitung zur Verfügung. Und da der Deutsche Ärztetag im Mai 2018 den Weg für die telemedizinische Erstbehandlung geöffnet hat, profitieren unsere Kunden auch von einer kostenlosen, vertraulichen Videotelefonieberatung mit Ärzten aller Fachrichtungen.

Individualisierte Medizin bieten wir unseren Kunden aber auch seit 2010 über das international vernetzte HanseMerkur Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Über klinische und Laborforschung konnten bereits neuroprotektive Effekte einer chinesischen Heilpflanze bei Parkinson und Alzheimer nachgewiesen werden. In Akupunkturstudien wurden Wirkungen bei der Frozen Shoulder und bei Polyneuropathie durch Diabetes oder nach Chemotherapie gezeigt.

Experte

Eberhard Sautter

Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur Versicherungsgruppe

„Durch die Privatpatienten fließen alljährlich mehr als 30 Milliarden Euro ins Gesundheitssystem“



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