Die größten Herausforderungen

Die Folgen der Pandemie haben massive Auswirkungen auf alle Bereiche der Gesellschaft. Wo die Experten des „forum Zukunftsmedizin“ die größten Herausforderungen und Gefahren für
die kommenden Jahre sehen.

Prof. Dr. Heiner Greten, Chairman des Herz-, Gefäß- und Diabeteszentrums an der Asklepios-Klinik St. Georg in Hamburg nennt drei Bereiche, die aus Sicht der Expertenrunde gesellschaftlichen Sprengstoff haben:

  • die gesundheitlichen Folgen der Pandemie durch den Anstieg psychischer Krankheiten wie Depressionen,
  • die weitere Vergrößerung gesellschaftlicher und sozialer Unterschiede,
  • die Ausgrenzung an der Teilhabe digitaler Bildung.

„Der Transfer von Wissenschaftsthemen in die Gesellschaft wird eine der größten Herausforderungen in der Zukunft sein. Der fehlende Glaube an wissenschaftliche Erkenntnisse kann eine große gesellschaftliche Herausforderung werden. Hier müssen wir entgegensteuern“, ist Greten überzeugt. Um einen gemeinsamen Weg zu finden, müssen Bildung und Wissenschaft eine entschlossenere und bedeutende Rolle in der Pandemie-Kommunikation übernehmen. Sie fordern unter anderem:

Experten für den Transfer von verifiziertem Wissen und Erkenntnissen, um die Flut an Informationen einordnen zu können, Das Aushalten von Widerspruch und die Zumutung von Erkenntnisfortschritten, Neue digitale Strukturen im Bildungssystem, Zugang zu digitaler Bildung an Schulen und Universitäten.

Und auch das Gesundheitssystem ist in vielfacher Hinsicht betroffen. Ein komplettes Neudenken des Gesundheitssystems, fordert Prof. Dr. Dirk Arnold, Chefarzt der Abteilung für Onkologie mit Sektion Hämatologie an der Asklepios Klinik Altona in Hamburg: „Es steht ein Paradigmenwechsel an: wir müssen weg von der Behandlung von Krankheiten hin zu einem System, das die Erhaltung der Gesundheit zum obersten Ziel hat.“

Eine einmalige Entwicklung gibt es bei der Medikamentenentwicklung und Impfstoff-Herstellung: „Namhafte Pharmakonzerne haben einen weltweiten Konsens geschlossen und Kooperationen beschlossen. Dieser Vorgang wäre vor wenigen Monaten noch undenkbar gewesen“, berichtet PD Dr. Claus Richard Lattrich, Head of Personalized Healthcare bei der Roche Pharma AG.

Wie geht es weiter mit Kurzarbeit, Homeoffice, Schulunterricht?

Kaum ein Deutscher hat in seinem Privat- und Berufsleben keine einschneidenden Veränderungen durch die Corona-Pandemie erlebt. Ob Gehaltseinbußen, Kurzarbeit, das Arbeiten im Homeoffice oder die Frage der Betreuung der Kinder durch die Schließung von Kitas und Schulen. Die Folgen: Homeoffice wurde innerhalb von Wochen zur Selbstverständlichkeit. Büroimmobilien stehen leer, Büromieten laufen weiter. Büroimmobilien sind plötzlich keine gute Wertanlagen mehr. Arbeitgeber mussten Kurzarbeit anmelden oder Arbeitnehmern kündigen. Geschäfts- und Urlaubsreisen fanden quasi nicht mehr statt. Die Folgen sind bekannt.

Besonders hart traf es Schülerinnen und Schüler. Das deutsche Bildungssystem – völlig unvorbereitet auf eine derartige Krisensituation – entpuppte sich als ein viel zu langsam manövrierender Dampfer. Es haperte an allen Ecken und Enden. Kein W-LAN an Schulen, nicht vorhandene digitale Unterrichtsmaterialien, viele Schüler ohne eigene digitale Endgeräte. Die Mehrheit der Schulen wurde quasi von der Steinzeit in die Zukunft geschleudert. Hier sehen die Experten des „Forums Zukunftsmedizin“ eine der größten Herausforderungen für die Zukunft unserer Gesellschaft. „Isolation und mangelnde Digitalisierung des Unterrichts benachteiligen Kinder aus sozialschwachen Familien“, sagt Dr. Silke Leonhard, Rektorin des Religionspädagogischen Instituts Loccum und fordert: „Wir brauchen ein Umdenken im Bildungssystem. Wir müssen für diese Gruppe neue Wege der Kommunikation finden. Die Politik muss jetzt handeln.“



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