Pia Kemper, Initiatorin des RP-Forums Zukunftsmedizin, über das entstehen der Idee.
Sie sind seit geraumer Zeit die Leiterin der Finanz- und Wirtschafts-EXTRAS der Rheinischen Post. Wie kam es dazu, dass Sie sich aktuell dem Thema Zukunftsmedizin widmen?
PIA KEMPER Ich leite in der Tat seit vielen Jahren mit Freude, und ich denke auch mit Erfolg, die Finanz- und Wirtschaftsextras der Rheinischen Post. Aus dem Kreis unserer Forumsteilnehmer kam der Vorschlag, das Thema Medizin ebenfalls aufzugreifen. Ich fand diese Idee faszinierend. Ich war mir aber sofort über die damit verbundenen Schwierigkeiten im Klaren. Ein Thema mit so großer Bedeutung
für unsere Bevölkerung!
Mir war bewusst, dass ich aus verschiedenen Bereichen mit sehr kompetenten, sachverständigen und besonders engagierten Experten zusammenarbeiten musste. Dabei lag der Schwerpunkt meiner Auswahl nicht nur auf dem Gebiet fachlicher Kompetenz, sondern auf meinem persönlichen Interesse und Engagement für den Kontakt zwischen Patient und Arzt. Der Kontakt zwischen dem ratsuchenden, kranken Menschen und dem hilfreichen Arzt ist doch von so entscheidender Bedeutung. Die Wissenschaftler aus Kliniken und der Pharmaindustrie, die Ärzte, Wirtschaftssachverständige und viele andere Berufsgruppen arbeiten gemeinsam im Forum Zukunftsmedizin.
Sie sind jetzt also zur Gesundheitsexpertin geworden?
KEMPER Ich habe das Format „Forum Zukunftsmedizin“ vor rund vier Jahren ins Leben gerufen, um genau diesen Experten einen Raum für ihre Visionen und ihre Erkenntnisse zu geben. Wir haben viele Treffen organisiert, über die wir ja auch schon regelmäßig berichtet haben. Die Zukunftsmedizin ist in Teilen bereits in unseren Krankenhäusern angekommen. Sie verbessert die Diagnostik ebenso wie die Behandlungsmöglichkeiten. Künstliche Intelligenz (KI) ist hier ein entscheidender Faktor. Doch diese ist nur so gut, wie die Datenlage es zulässt. Umso bedeutsamer ist die Bereitschaft der Bevölkerung zur Datenweitergabe.
Haben Sie konkret das Thema Zukunftsmedizin im Rahmen einer Behandlung erlebt?
KEMPER Ja, in der aktuellen Pandemie. Biontech forscht seit geraumer Zeit an individualisierten Krebs-Therapiemöglichkeiten, basierend auf den genetischen Merkmalen des jeweiligen Tumors. Das Ziel ist es, individualisierte Krebstherapien reproduzierbar, zeitnah und kostengünstig zur Verfügung stellen zu können. Basierend auf diesen mRNA-Forschungsergebnissen konnte in Rekordzeit ein hochwirksamer Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt und hergestellt werden. Das ist gelebte Zukunftsmedizin.
So viele hochkarätige Experten aus den verschiedensten Medizin-, Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftsbereichen im Forum Zukunftsmedizin zusammenzuführen ist ein Meisterstück, aber nur mit größtem Engagement zu schaffen. Ich bin sicher, dass Sie in den vergangenen Monaten kaum ein freies Wochenende hatten. Warum tun Sie sich das an?
KEMPER Ich bin davon überzeugt, dass wir als Medium die Pflicht haben, unseren Leserinnen und Lesern innovative, aber auch komplexe Entwicklungen in der Medizin verständlich darzustellen. Damit geben wir den Menschen Informationen an die Hand, die im Falle eines Falles auch nachgefragt werden können. Man hat dank der modernen Telemedizin die Möglichkeit, sich von Experten behandeln zu lassen, die vielleicht nicht vor Ort oder in der Heimatgemeinde praktizieren. Ich bin davon überzeugt, dass der aufgeklärte, informierte und damit mündige Patient bessere Chancen auf eine optimale Therapie hat.